Tobias Dominik Klein
Prosa. Poesie. Photographie. Projekte.

Poesie

Erinnerungen, Vorahnungen. Schmerz und Freude, Sehnsucht und Erfüllung. Ankunft. Abschied. Suche nach Heimat. Stimmungen, in Worte gepresst. Ein Spielfeld. Eine Grube voller Experimente. Wortklaubereien: Mal reimlos, mal reimend, mal rhythmisch, mal nicht. Verslos, formlos, frei. Dann: Gebunden und streng und schwer. Silben und Töne. Fließend, stockend. Brüche, Umbrüche. Im ständigem Wandel. Niemals gleich. Immer aber: Ein Ringen. Scheitern. Aufstehen. Suchen. Nach dem Rhythmus. Dem großen Tanz.  






Unter dem Portal


Schwarzsamtne
Katzenrufe,
Nachtverdunkelt,
Nur ein
Gelber Augenschlitz
Leuchtet
Lampenhell
In roter
Seelennacht

Und zwischen
Grauen Gewänderippen
Und fliehend
Zeitgekämmtem Haar
Ein versäumtes
Ein verlornes
Ein hergeträumtes,
Endlos altes
Ganz in Stein
Geritztes
Angesicht

Apfel
Rebe
Mondes
Stunde
Feiner
Finger
Fester
Griff
Über
Linien
Feingemeißelt
Prangen
Jahresläufe
Zodiacgeformt

Und
Für immer
Ausgeschüttet
Ist der
Bücher
Weißes
Licht

Darum
Fliege,
Fliehe,
Überwinde
Dieses schwere
Wesen,
Komm hervor!

Und
Verschwende
Und
Verwende
Jenes
Immerfremde
Nie erlöste
Lächeln
Und den
Sterngewandten
Augenblick



In tagheller Nacht


Kurz ist der Sommer
Wind streicht
Über trockene
Blumen und Kräuter
Die zweite Mahd
Umgeben
Von stillem Duft
Weiter Stunden
Wurde gewendet,
Gezählt sind
Die Stunden, ehe
Nacht und Tag
In ewiger Jagd
Sich umfangen

Kurz ist der Sommer
Bald streichen
Längere Schatten
Unter den Stämmen
Und spielen mit
Der Äpfel
Feuchtem Duft
Zwischen Wurzel
Und rotbraun
Keimendem Pilz

Kurz ist der Sommer
Heller als
Gedroschenes Stroh auf
Nacktgeschornen Feldern
Trocken ist er und gelb,
Staubiger noch, als
Jene geraden,
Blendend
Weißen Wege

Kurz ist der Sommer
Über der Wiese
Dreht ein Wanderfalke
Lauernde Kreise
Was bedeutet
Sein klagender Ruf,
Was weiß er
Vom Winter,
Vom nahenden Frost?
Noch wärmt die Sonne
Sein Federkleid
Er lebt aus dem
Hunger, getrieben
Zur Jagd
Spreizt die Flügel
Von Atemzug zu
Atemzug
Unter lachenden
Wolkenschnüren

Kurz ist der Sommer
Bald brennt die
Sonne dunkler
Als glimmende Feuer
In vertriebenen
Nächten
Und gibt keine
Wärme,
Vom Winter
Verzehrt

Der Sommer ist kurz
Und stellt keine
Fragen

Darum höre
Im Wachsen
Der Gräser
Dem Fallen
Der Blätter
Das Singen
Der Sensen
Am kriechenden Saum
Nahschwarzer Nächte
Und reiche weit
Und atme tief
Und breite dich
Aus im klaren
Spiel des
Goldenen
Abendreifs


Solastalgia



I

Graue Fichtenknochen
Fäulnis in der Borkenhaut
Sonnenstürme fegen
Laubberaubtes Hügelhaupt

Blankgeschorne Wiesen
Wo der tote Falke kreist
Kahle Büsche zittern
Bau und Nest und Heim verwaist

Aus den Narben fahler
Erde schwarzes Wasser quillt
Und mit heißer Flüche
Glut den Durst der Fische stillt

Endlos ziehen Schwärme
Roter Seufzer durch das Feld
Und es sät im Anger
Eine Leichenhand das Geld

Unter kahlem Himmel
Hochzeitstanz im schwarzen Kleid
Zweier Menschen Schatten
Kühles Nichts verwebt ihr Leid


II

Bruder, Schwester
Hier auf Erden
Vaterloses Mutterkind

Fluchbeladne
Namen werden
Tief entweiht als Schrei im Wind

Es kommt ein Land
In dem ihr erntet
Eurer Eltern leeren Tand

Mit dem Segen
Falschen Willens
Welkt die Frucht in Gottes Hand

So wiegt euch denn
Im Himmelssaum

Brecht euer Brot
Und Atmet Staub

Krümmt des Rückens
Toten Traum

Und vergebet
Nicht den Raub

Denn jene Tat
Die hat die Welt verzehrt

Und Euch den Schlaf

Mit grauem Nichts versehrt

Euer nun ist dieses Reich

Bar jeder Kraft und Herrlichkeit

Leere Worte lohen bleich

Als dunkle Wolke schwarz: 

in Ewigkeit


III

Aus dem Evangelium der Vergebung
Erhebt sich hart das jüngste Testament

Seine Wörter flechten sich aus Leibern
Hell der Dornbusch in den Wäldern brennt

Seine Sprache sei ein Hitzeschwall aus Seelen
Ganz durch kalten Aschendurst versengt

Den der Herzenswuchs aus Einsen und aus Nullen
Von der Höhe toter Türme sprengt

Wir füllen unsre Leiber
Die Münder und
Den Wimpernschlag

Mit Schätzen kahler Wesen
Und beten an
Den Feuertag

Und warten auf das Ende
In einem Sarg
Aus bittrer Ruh

Und falten fromm die Hände
Und schließen fest
Die Äuglein zu

Was weite Wesen
In die Erde brachten
Was unsere Eltern

Ohne Ehrfurcht schlachten

Dessen Leib sei
Am Kreuz gehenkt

Und unsren Kindern
Nun zum Erbe
Nur ein
Haus aus
Grauem Staub
Geschenkt

Winterlied


Heb den Kopf, mein Kind
Fern, über buntem Baum,
Erspäh den dunklen Saum

Wenn zu später Stund
Die Sonne blutrot scheint
Und weiße Tränen weint

Wenn in dunkler Nacht
Der Mond trägt schwarzes Kleid
Dann bringt der Morgen Leid

Dann kommt ein Reiter
Der streut mit kalter Hand
Den Frost ins starre Land

Er stürmt als dunkle Wolke
Im Wirbel aus Kristall

Er breitet weißen Mantel
Sein Tuch stiehlt jeden Schall

Eiszapfen sind die Finger
Nimmt Farbe, Wärme, Klang

Sein Lachen ist wie Klirren
Friert ein des Baches Gang

Sieh gut hin, mein Kind
Der Reiter ist kein Gast
Herd gefriert im Wind
Das Dach ächzt unter Last

Sieh' die fahle Kron
Vor Hunger hart gefrorn
Mangel sei sein Lohn
Und Kälte wird geborn

Frostklare Frühe
Des Reiters weißer Biss
Trägt weiße Mühe
Verheißt Bekümmernis

So, Kind, schließ alle Fenster,
Tür, Tor und Läden zu
Verscheuche die Gespenster
Und leg' dich früh zur Ruh'

Doch sei mir jetzt getrost
Denn in Kinder Herzen
Die vor Kälte Schmerzen
Dringt niemals böser Frost


The beauty of no thing


Late Morning's
Solemn delight
In the vastness
Of a silent thought
Like
Bastets
Stray cats
Wrapped in
Wishes
Wand'ring
Wildly
Purring
Passing
Columns
Covered by the
Shifting sands
Of memory
Trapped in
Thoughts and
Idling in
Idolatry